Samstag, 23. April 2011

Telekom-Entstörung- never ending Story...

Es war einmal...

So fangen normalerweise Märchen an...
Also:
Es war einmal ein aufstrebender xxxwirt, der hatte kurz zuvor sein BWL/VWL oder sonstwas Studium abgeschlossen und musste sich jetzt in dem großen Telekommunikationskonzern beweisen. Das gelang am besten wenn man Ideen präsentierte die die Kosten senken konnten.
Nächtelang wälzte er sich schlaflos im Bett bis ihm endlich das Zauberwort einfiel.
Outsourcing!!!
Sofort stand er wieder auf und tippte seine Idee sorgfältig ausformuliert in den Computer. Von der Idee über die Möglichkeiten der Realisierung und bis zur abschließenden Kostenanalyse ließ er nichts aus. Anschließend druckte er seinen Vorschlag ein paar dutzendmal aus und schob die sortierten Papiere sorgfältig geheftet in seinen Aktenkoffer. Am nächsten Tag war eine größere Versammlung anberaumt. Dort würde er Gelegenheit haben seine Vorstellungen zu präsentieren.

Eines der Vorstandmitglieder eröffnete mit einem Räuspern die Sitzung. Dann folgte eine längere Einleitung in der von Konkurrenzdruck, Preisstabilität, der Erschließung neuer Technologien und sinkenden Kundenzahlen die Rede war.
Und endete mit der landestypischen Phrase vom Gürtel enger schnallen.
Gemeint waren damit wohlweislich nicht die Gürtel der Vorstandsmitglieder, sondern die der Mitarbeiter und wenn möglich auch der Kunden.
Die Vorschläge von Massenentlassungen und Gehaltskürzungen wurden nicht gerade mit phrenetischem Jubel begrüßt. Man wusste ja nicht wann man davon selbst betroffen war, wenn man nicht gerade ganz oben in der Chefetage saß, denn nur dort gab es so etwas wie ein sicheres Gehalt und annähernde Unkündbarkeit, ganz egal welchen Mist man verzapfte. Und wenn man sich doch einmal an den goldenen Konzernlöffeln vergriff, dann war man zumindest sicher mit einer Abfindung im sieben- bis achtstelligen Bereich nicht gleich komplett in einem bodenlosen Loch nahe der Armutsgrenze zu landen. Dann hatte man noch immer zwei bis drei Monate Zeit um sich in einem anderen Unternehmen zu ähnlichen Bedingungen wieder einzufinden.
Der junge, bis vor kurzem noch-Student erhob zaghaft das Wort und warf sein Zauberwort -outsourcing- in den Raum. Andächtiges Schweigen das in ein leises Raunen überging. Man bat ihn nach vorne auf das Podest damit er seine Ideen näher erläutern konnte.
Im Verlauf der folgenden Diskussion ergaben sich immer neue Ansätze.
Man würde die billigsten Anbieter beim Outsourcing wählen, könne damit das lästige Arbeitsrecht fast komplett umgehen und würde keine untätig herumsitzenden Mitarbeiter mehr bezahlen müssen.
Und das Beste daran war, dass Verwaltung und Vorstand davon nicht betroffen sein würden, oder zumindest nur in ganz geringem Maße, so dass zumindest keiner der Anwesenden betroffen war.
In erster Linie war davon der Service betroffen und der Kunde würde davon so gut wie nichts mitbekommen, weil der Service ja weiterhin gewährleistet blieb.

Nach ein paar Monaten waren alle Ideen ausgereift und in die Tat umgesetzt.
Der bisvorkurzemnoch-Student erhielt eine Sondergratifikation in Höhe von 5000 Euro, die ihm gerade recht kam, da er dringend ein neues Auto brauchte.

Die Vorstellung war eigentlich ganz simpel.
Man beauftragte Fremdfirmen mit dem Service, vom Telefon bis zur Technik waren die meisten Arbeitskräfte jetzt bei Fremdfirmen angestellt. Die Mitarbeiter hatten vorsichtig protestiert. Aber die Wahl zwischen Gehaltseinbußen und Arbeitslosigkeit ließ die Proteste schnell wieder im Sand versickern.
Und den Kunden war es egal wer sich um ihre Belange kümmerte, solange alles schnell erledigt wurde.

Am Anfang lief ja auch alles ganz gut, bis die Outsourcing-Unternehmen bemerkten dass sie so viel zu wenig verdienten. Also stellten sie billigere Arbeitskräfte zu noch schlechteren Bedingungen ein. Kündigungen waren ja in dieser Branche noch nie ein Problem, zumal es sowieso nie festangestellte Mitarbeiter gab.
Man munkelte sogar etwas von 1-Euro-Kräften, aber das ist vielleicht auch nur ein Gerücht.

Die Kunden bekamen davon nur wenig mit, allerdings war der Service inzwischen etwas anders wie gewohnt.
Hatte man vor kurzem noch eine Störung gemeldet, dann wurde die umgehend beseitigt. In der Regel vergingen selten zwei Tage bis alle funktionierte und es waren selten mehr als drei verschiedene Personen involviert.

Jetzt läuft es inzwischen folgendermaßen ab:
Kunde meldet eine Störung,
Mitarbeiter am Servicetelefon nimmt die Meldung entgegen, überprüft den Anschluss, bestätigt dem Kunden dass eine Störung vorhanden ist und gibt die Meldung an die Technik weiter. Dort wird überprüft ob es sich tatsächlich um eine Störung handelt und inwieweit die Technik zuständig ist.
Der Fehler liegt scheinbar in der Technik.
Die Meldung wird an die Auftragsvergabe weitergegeben, geht von dort an das Outsourcingunternehmen, das zuerst einmal einen Mitarbeiter einstellen muss der wenigstens halbwegs so aussieht, als wäre er in der Lage einen technischen Fehler zu beheben. Mindestvoraussetzung: einen Zettel richtig herum halten zu können!
Wer in der Lage ist ein Kabel zu verdrahten wankt ganz knapp an der Grenze zur Überqualifizierung entlang!!! (Und wird deshalb sofort eine Gehaltsstufe herabgesetzt.)
Nach drei Tagen ist ein ausreichend qualifizierter Mitarbeiter gefunden und nach einem Umweg von 78 Kilometern erreicht er endlich den kleinen grauen Kasten in dem die Anschlüsse der betreffenden Region verdrahtet sind.
Mittagspause! Anschließend vier Stunden Fehlersuche.
Ja, es scheint ein Kabel los zu sein. Mit der Meldung fährt er zurück in die Firma.
Von dort geht die Meldung an den Auftraggeber zurück. Ein Kabel ist lose!
Leider hat der Mitarbeiter nicht erwähnt, dass er während der anstrengenden Fehlersuche einige Male mit dem Kugelschreiber abgerutscht ist und sich dabei noch diverse andere Verbindungen gelöst haben.
Am nächsten Tag erfolgt der Reparaturauftrag der Auftragsfirma:
Loses Kabel wieder funktionstüchtig machen!
Der Mitarbeiter der für die Fehlerbestätigung zuständig ist gibt den Auftrag an seinen Kollegen weiter, der für die Fehlerbehebung zuständig ist.
Der hat inzwischen Aufträge für die nächsten fünf Tage, die sich in letzter Zeit vermehrt häufen. Alles gelockerte Steckverbindungen. Im Grunde wenig Aufwand, aber es ist äußerst wichtig, immer nur den Stecker heraus zu finden, bei dem bereits eine Störung vorliegt. Wegen der Folgeaufträge, sagt der Chef!!!

Gegen 22.35 Uhr trifft der Fehlerbehebungskollege am Telefonkasten ein. Es regnet in Strömen. Scheißjob für 6,50 die Stunde und nicht einen Cent Zulage.
Nach 5 Minuten gibt die Taschenlampe den Geist auf. Im Dunkeln ist der Fehler nicht zu finden. Zurück zur Firma, Meldung an den Auftraggeber:
Fehler nicht gefunden, Spezialist erforderlich.

Seit der Umstellung auf Outsourcing haben besagte Spezialisten aber eine 5-Tage-Woche. Es ist Ostern, also muss auch die Terminabsprache mit dem Kunden noch warten. Es könnte ja sein der Fehler liegt direkt am Anschluss, was sich allerdings in den seltensten Fällen bestätigt.

Drei Tage später Anruf beim Kunden (Terminabsprache für den selben Tag/ zugegeben ein Wunschtraum meinerseits).
Beginn der Fehlersuche am kleinen grauen Kasten. Am Anschluss des Kunden ist die Steckverbindung gelöst. Zeitgleich überprüft der Techniker aus Gewohnheit die anderen Anschlüsse mit und stellt diverse, ebenfalls gelöste Verbindungen fest, die er gleich wieder richtet.
All diese losen Verbindungen der letzten Monate, er denkt immer öfter an Sabotageakte, kommt nur nicht hinter den Sinn dabei.
Kurzer Anruf beim Kunden:
Anschluss funktioniert wieder.
Inzwischen sind sechs Tage vergangen.
Glück für den Kunden dass niemand aufs Geratewohl auf einen Erdschaden getippt hat.

Die Entstörfrist von 24 Stunden ist inzwischen um fünf Tage überschritten!!!
Die Kosten für eine Entstörung haben sich inzwischen mehr als verdoppelt.
Die Service-Techniker sind genervt, die Kunden sowieso.
Fragt sich nur noch, wann das endlich beim Vorstand ankommt.
Und muss der bisvorkurzemnoch-Student, der bis dahin selbst im Vorstand sitzt, dann seine Sondergratifikation zurückzahlen?

Ja, liebe Telekom:
ICH BIN GENERVT!!!
Innerhalb von 3 Monaten die dritte Störung durch die ich tagelang keinen Anschluss habe.
Und dazu noch dieses fuckin-scheiß-langsame-Funk-DSL.
Ich will meinen eigenen Sendemast!!!
Und ein funktionierendes Telefon!!!!!!!!!!!!!!!


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen